Auch ein insgesamt erfolgreiches Format wie Theaterwelten kann und muss weiter verbessert und weiterentwickelt werden. Ein wichtiger Punkt in der Evaluation wird sicherlich die Frage sein, wie auch schwierige Themen für ein breiteres Interesse aufbereitet werden können. Die Fragen nach „Theater und Diversität?“ oder „Wieviel Rassismus steckt in der europäischen Kulturarbeit?“ sind von großer Bedeutung, wenn man sich selbst als internationalen Theatermenschen ernst nimmt. Eine Veranstaltung wie „Theaterwelten“ muss eine Plattform bieten, Antworten auf diese Frage zu suchen, wenn es ernst genommen werden will. Die ersten Erfahrungen weisen allerdings darauf hin, dass diese Thematik eher kleinformatig und mit einer langfristigen Perspektive aufgegriffen werden muss. Dies war auch ein zentraler Punkt des Feedbacks durch die Workshopleiteirn Jessica Laignel aus Berlin. Die Frage „Inwiefern stellt Weißsein als unsichtbarer Maßstab das Nicht-Weiße als Abweichung und minderwertige Abstufung dar?“, wie es Millay Hyatt in ihrem Essay „Critical Whiteness. Weißsein als Privileg“ formuliert, auch speziell auf den Kulturbereich zu beziehen, fällt vielen im Kulturbereich Tätigen sehr schwer. Zudem lässt sich im Bereich des Amateurtheaters eine weitverbreitete theoriekritische Haltung feststellen. Es gilt also künftig Formate zu entwickeln, z. B. als Impulsreferate oder theaterpraktische Workshops, die diese Hürde theaterspezifisch überwinden helfen. Denn von der Notwendigkeit, sich diesen Fragen zu stellen, können wir uns täglich in den Nachrichten überzeugen oder wie es Bundesaußenminister Frank- Walter Steinmeier ausdrückte, „Es geht mir um die soziale Kraft von Kultur.“
Stephan Schnell