Am Samstag betörten die fünf jungen chilenischen Spieler der Gruppe „Collectivo Racum“ die Sinne der Zuschauer, die sich an diesem lauen Sommerabend zahlreich im Hof der Thüringer Bauerngärten einfanden. Unter freiem Himmel, mit einfachster Ausstattung und unter Verzicht auf die Sprache der Worte, zelebrierten sie einen performativen Akt der tiefen Emotionen. Sie imaginierten eine „schöne neue Welt“, die den Menschen durch seine Arbeit definiert; eine Welt, die systemisch versklavt und in der der Ausbruch und die Befreiung in Verzweiflung und Isolation mündet. Die Spieler richteten ihren Blick und den Fokus der Inszenierung auf ein Welt der Konflikte und der Individualisierung und gleichsam auf eine Welt des Mitfühlens, des Miteinanders und des Hoffens – über all das babylonische Stimmengewirr der realen Welt hinweg .
Sie entfachen in ihrer Darbietung eine ganze Welt der Körpersprache und verweben pantomimische, akrobatische, tänzerische und improvisierende Elemente. Die Gesten, Bilder und Momente, die so entstehen, sind mit einer Authentizität versehen, wie sie nur aus höchster Konzentration und Präzision entstehen kann. Insbesondere in jenen Teilen der Darbietung, in denen die Spieler unter- und miteinander interagieren, lassen sie eine spielerische Einheit und Dynamik entstehen, die große Ausstrahlung und emotionale Bewegtheit erzeugt. Poetisch und brillant ist nicht zuletzt das zarte Spiel mit dem sechsten Ensemblemitglied – einer kleinen Puppe, die den Zuschauern die eigene und eine imaginierte Welt vor Augen führt.
Dies ist Theater mit Leidenschaft; unbekümmert und von großer spielerischer Ausgelassenheit.
Diese Darbietung repräsentiert eine Form des Straßentheaters, welches poetisch, kraftvoll und zirzensisch und in seiner Ausführung von höchster Präzision geprägt ist. Das junge chilenische Ensemble, welches die Klaviatur des nonverbalen Theaters originell und mit großer Leichtigkeit bedient, begeistere zu recht das fachkundige Publikum. …
Und es sei dem Autor an dieser Stelle zu sagen erlaubt: Diese jungen Chilenen versprühen solch eine natürliche Empathie und eine Dankbarkeit, denen man nur mit einer großer Gegenliebe begegnen kann. Danke für diese Lehrstunde. Danke, dass wir euch auf den THEATERWELTEN begrüßen durften! [mb]