Die Getränke gehen auf mich!

Das TEATRO SOBRE EL CAMINO aus Kuba begeisterte das Publikum am späten Samstagabend im Schminkkasten mit der Inszenierung LAS BEBIDAS SON POR PEARL; einer Eigenproduktion, geschrieben von Elizabeth Aguielera Fariñas, die zugleich Regie führte und die Hauptrolle der Janis Joplin spielte.

LAS BEBIDAS SON POR PEARL Foto: Mathias Baier

Die Produktion bestach durch ihre offene Form. Immer wieder wurden die Grenzen von Bühnen- und Zuschauerraum aufgehoben und durchbrochen. Zu Beginn der Performance wurde das Publikum in kleinen Gruppen vor dem Theater abgeholt und in den Schminkkasten – der an diesem Abend zur Musikbar wurde – plaziert. Auf der Bühne stand ein Tresen und Schauspieler in eleganten Hemden schenkten den ersten – aber keinesfalls letzten – Rum des Abends an die Gäste aus. Das Publikum durfte sich wohl und willkommen fühlen, sich zurücklehnen und entspannen. Nach dieser Art des Praesentio erfolgte der erste harte Bruch: Auf der Bühne liegt, nur in Unterwäsche, halb in einen Gitarrenkasten verschwindend und sichtlich von Drogen und Alkohol gezeichnet – die Darstellerin der Janis Joplin. Das Publikum erlebte den expressiven, körperlichen Verfall der Sängerin, die über die Bühne wankend und stolpernd ununterbrochen Alkohol, Zigaretten und Drogen konsumierte. Janis Joplin möchte frei sein. Frei sein, in einem von Rassismus durchdrungenen Land. Frei sein, in den USA, einem Land das eigentlich diese Freiheit verspricht. Janis Joplin suchte nach Freiheit in der Liebe, in ausschweifenden Partys und in der Musik.

[ngg src=“galleries“ ids=“15″ display=“basic_slideshow“]Das TEATRO SOBRE EL CAMINO hat es verstanden, den Spannungsbogen während des Stückes stets am obersten Level zu halten. Die permanenten Wechsel zwischen Livemusik mit  Wohlfühlatmosphäre und spielerischer Komik hin zu schockierenden Momenten und menschlichen Abgründen erschufen diese Dramaturgie. Kaskadenartig stürzte die Darbietung auf die Zuschauer ein; mit Humor und Esprit, mit Verzweiflung und Angst. Die schauspielerischen Explosionen und Implosionen der Hauptdarstellerin waren überwältigend. … In einem Moment wippt das Publikum im Rhythmus der Livemusik oder ist von einer lasziven Stimmung betört, um im nächsten Augenblick gelähmt und entsetzt einer brutalen Vergewaltigung beizuwohnen.

LAS BEBIDAS SON POR PEARL Foto: Mathias Baier

In rasanter Abfolge wurden Emotionen im Publikum geweckt und mit der nächsten Geste ausgelöscht. Das Ensemble bewies den Mut, politische Fragen wie Blackfacing, Genderdebatten, Rassismus und Kolonialismus auf die Bühne zu bringen und das Publikum mit den Grenzen der Freiheit zu konfrontieren. Hut ab für diesen professionellen und offenen Umgang mit brisanten Themen und das Aufzeigen davon, dass Theater Freiheit bedeuten kann, denn auf der Bühne gibt es keine Grenzen. Und das Publikum war sich am Ende einig: Genau so sollte das Theater sein.

LAS BEBIDAS SON POR PEARL Foto. Mathias Baier

THEATER SOLL GENAU INS HERZ TREFFEN, UM DANN IM KOPF ZU EXPLODIEREN.

Imke Bachmann

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